7
Okt
2006

Balgen, bolzen, ballern

In meinem Wohnzimmer türmen sich die Leichen. Opfer vieler Schlachten. Doch unbeeindruckt kämpfen sie weiter, die unbesiegbaren Sieger. Als Agenten haben sie die Feinde belauert und in der Matrix gegen das Böse gekämpft. Die Emperien liegen ihnen zu Füßen.




Keine Ahnung, was die da unten spielen, aber für kleine Jungs ist es der Himmel auf Erden... Samstage mit Papa.

6
Okt
2006

Fröhlich, nett, traurig, wütend

Mein Opa hat heute Geburtstag. Es ist wahrscheinlich sein letzter Geburtstag, weil er im letzten Stadium Lungenkrebs hat. Irgendwie möchte heute jeder aus seiner kleinen Familie ihm auf besondere Art und Weise ein Geschenk machen. Ich habe ihm einen Brief geschrieben, in dem ich ihm erzähle, was ich für Erinnerungen an ihn haben werde.

Auch die Kleinen Kerle machen ihm ein Geschenk. Sie sind im Moment begeisterte Künstler und haben ihm prächtige Bilder gemalt. Der Kleine hat sich das Motiv "Schnecken im Wald" ausgesucht, der Große hat ein Bild mit Hintergedanken gemalt:

Es sind vier Gesichter mit verschiedenen Gesichtsausdrücken:
Fröhlich, nett, traurig, wütend.
Seine Erklärung: "Wenn der Opa mal nicht mehr sprechen kann, dann kann er auf die Bilder zeigen und sagen, wie er sich fühlt, oder aber den anderen fragen, wie es ihm geht."


Der große Kerl macht mich immer wieder sprachlos - von den Tränen, die ich gerade in meinen Augen habe, ganz zu schweigen.

Ungesagtes gesagt

Wie oft meinen wir, der andere müsste doch spüren, was wir für ihn empfinden, dass wir ihn lieben.

Ich bin in Liebesbekundungen leider keine Frau der vielen Worte. Ich mache den ganzen Tag über diese vielen kleinen Dinge für die Herren im Haus und denke, sie müßten doch wissen, dass ich sie liebe - von ganzem Herzen. Glücklicherweise lesen sie auch oft in meinen Taten. Nur manchmal bedeuten Worte dann doch mehr.

Dem Großen Kerl habe ich vor einigen Monaten zu seinem Geburtstag eine Karte geschrieben, in der einfach stand, wie stolz ich auf ihn bin, was er schon alles gelernt hat, was seine Stärken sind und dass ich ihn von ganzen Herzen liebe. Nachdenklich und besinnlich hat er sich diese Karte durchgelesen und in seinen Augen konnte man einen leichten Schimmer erkennen. Diese Zeilen haben ihm unwahrscheinlich gut getan.

Dem Mann an meiner Seite gestehe ich leider auch nicht so oft meine Liebe, was er wiederum oft vermisst. Ich handle aus liebevollen Motiven und denke er müsste doch spüren, was ich für ihn empfinde. Er weiß es wahrscheinlich auch, aber ein paar liebevolle Worte meinerseits täten auch ihm sehr wohl.

Es ist stets beides wichtig: Die Worte und die Taten.




Danke, liebe Taylor.

"Hab ich dir heute schon gesagt,

dass ich dich liebe?"


"Ja!
Aber ich könnte es immer wieder hören."




(Aus: Momente einer Ehe.)

5
Okt
2006

Dünn geschnitten, bitte!

Ich glaube, die Damen hinter der Wursttheke lieben mich, wenn ich donnerstags mit meinem Wägelchen angerollt komme und mir von ihnen mein Aufschnitt- Päckchen zusammen stellen lasse.

"Eine Lage Almrauch-Schinken, dünn geschnitten bitte. Äh. Hauch-dünn geschnitten, bitte."
"Ist's so recht?"
Oh ja, das ist es. Schinken, transparent fein.

"100 Gramm Gelbwurst, bitte, dünn geschnitten. Entschuldigung, in sehr feine Scheiben geschnitten, meine ich."
Die Dame hinter der Theke dreht mir den Rücken zu und ich glaub' ein leichtes Schnaufen zu hören. Es dauert eine Weile, bis sie die Wurst für mich durch die Maschine gejagt hat.

"Und noch 150 Gramm Fleischwurst, bitte, dünn geschnitten."
Die Frau langt nach der Wurst, geht zur Schneidemaschine und ich schaue mir noch ein wenig die Auslagen an. Nach dem ich keine weiteren Wünsche habe, macht sie mir mein Päckchen zurecht, ich bedanke mich freundlich und gehe.


Eben gerade bereite ich die Schnittchen für meine Herren zu, und was finde ich da in meinem Wurstpäckchen?

Dicke, fette Fleischwurstscheiben.

"Hab ich dir heute schon gesagt,

dass ich dich liebe?

Nein?

Tue ich aber!"


(Aus: Momente einer Ehe.)

3
Okt
2006

Das eigene Ende im Blick

Ich drücke auf den eingelassenen Knopf in der Wand und schaue dem Wasser in der Toilette hinterher, und tauche kurz aus meiner Gedankenwelt auf. Unwillkürlich huscht ein Lächeln über meine Lippen. Erwischt. Ich bin schon wieder beim Putzen in eine andere Welt abgetaucht. Es ist so eine elende Angelegenheit. Langweilig. Stupide. Ätzend. Immer wieder die gleichen Tätigkeiten, die automatisch ablaufen und mein Hirn in keiner Weise beanspruchen. Beim Putzen dringen meine Gedanken immer in andere Sphären vor.

Worüber habe ich gerade nachgedacht? Herbst. Irgendwie wabert gerade so eine herbstliche Atmosphäre durch die Blogs. Schwermut dringt durch. Einige finden den Herbst bedrückend. Ich überhaupt nicht. Ich liebe den Herbst. Wegen seiner Farbenvielfalt, aber noch viel mehr wegen der Frische, die er bringt. Endlich kann sich die Hirnmasse wieder entfalten, nach dem sie durch die Hitze auf ein Minimum zusammengeschrumpft ist.
Irgendwie habe ich ein eigenartiges Verhältnis zum Herbst. Obwohl in der Natur die Blätter abfallen, alles sich einem "Ende" zu bewegt, freue ich mich auf den Herbst. Für mich bedeutet er mental: Neubeginn. Mit dem frischen Wind, der mir draußen kräftig entgegenbläst, wird mein Geist lebendiger, ich werde wieder aktiver und will was "wegschaffen". Selbst zu diesem blöden Badezimmerputzen kann ich mich durchringen, obwohl dies mit Sicherheit der von mir am meisten gehasste Job ist.... Weiter gehts zur Duschkabine.

Melancholie - in den Blogs sprachen heute einige von der Melancholie des Herbstes. Diese Schwere nehme ich im Moment nicht wahr, obwohl auch mich schwere Gedanken dieser Tage treffen. Mein Opa, erkrankt an Lungenkrebs, feiert wahrscheinlich am kommenden Freitag seinen letzten Geburtstag hier auf unserer Erde. Schon im letzten Jahr haben wir "seinen" Tag gefeiert als ob es sein letzter Geburtstag wäre. Ihm wurde noch ein ganzes Jahr geschenkt. Aber dem Stadium seiner Krankheit nach zu urteilen, wird das jetzt mit sehr, sehr großer Wahrscheinlichkeit tatsächlich sein letzter Geburtstag sein.
Das war es dann - sein Leben, welches er hier leben durfte.

Endlichkeit.

Auch meiner Zeit hier auf Erden ist irgendwann ein Ende gesetzt. Vor etwa drei Jahren hat mich dieser Gedanke wie aus heiteren Himmel getroffen. Ich hatte entsetzliche Panik davor, eines Tages diese Welt hier verlassen zu müssen. Furcht hatte ich vor allem davor, dass es der einzige Schritt ist, den ich ganz alleine machen muss. Keiner wird mitgehen, keiner mir die Hand halten. Das Leben hier muss ich allein verlassen. Dieser Gedanke hat mich über Wochen verfolgt. Er hat mich gar nicht mehr losgelassen, und manchesmal habe ich es fast bedauert, dass ich mich vor meinen eigenen Gedanken nicht verstecken kann - Ignoranz ist nicht meine Stärke.

Vage spürte ich damals, dass in der Auseinandersetzung mit dem eigenen Tod, tiefe Erkenntnisse stecken, die mein Leben hier auf der Erden beeinflussen oder gar verändern können. Ich habe mich daraufhin viel mit meinem eigenen Tod auseinandergesetzt.
Dabei bin ich auf einen Vers in der Bibel gestoßen:

"So lehre uns denn zählen unsere Tage, damit wir ein weises Herz erlangen!"
Psalm 90,12

Der Mensch, der sich seiner eigenen Endlichkeit bewußt ist, ist dem Psalmisten nach weise. Ich vermute, weil er seine Zeit hier ganz anders ausnutzt.

Wie oft verschwende ich meine Zeit eigentlich mit nutzlosen Dingen?

Zum Beispiel diese Streifzüge durch die Bloggosphäre. Was verändert sich dadurch, dass ich hier und da lese. Nichts. Auch viele meiner Kommentare werden- kurz überflogen - in den Wirren des Webs verschwinden. Ich glaube nicht, dass das Bloggen wirklich Gewinn bringend ist. Es ist ein netter Zeitvertreib, aber mehr nicht. Und ich sollte mir dessen bewußt sein, dass ich wahrscheinlich Stunden über Stunden hier in diesem Raum verschwende. Wenn ich mich bewußt dafür entscheide, habe ich keine Bedenken, aber ich finde es sehr wichtig, den Einsatz meiner Zeit im Hinblick auf meine eigene Endlichkeit zu überprüfen. Hält mich das Bloggen vielleicht von Tätigkeiten ab, die weit wichtiger sind? .... Der Spiegel blitzt mittlerweile.

Ich hoffe, dass ich am Ende meines Lebens nicht mir selber eingestehen muss, dass ich meine Zeit nicht ausgekauft habe. Es gibt zu viele Projekte, die ich gerne anpacken möchte. Kleine und auch große Ziele, die ich eigentlich gerne verfolgen möchte.

Und wirklich nicht zuletzt ist dort noch meine kleine Familie mit der ich viel, sehr viel Zeit verbringen und jede Menge Momente gemeinsam genießen möchte. So wie eben gerade, als wir dem Kleinen Kerl endlich das Fahrradfahren beigebracht habe. Er hat's geschafft, nach einem Sommer üben. Was für ein Fest. .... Die Zahnbürsten in den Becher. Und fertig.


Weiter geht's.

30
Sep
2006

Just the way you are

JUST THE WAY YOU ARE (Billy Joel)

Don't go changing, to try and please me
You never let me down before
Don't imagine you're too familiar
And I don't see you anymore
I wouldn't leave you in times of trouble
We never could have come this far
I took the good times, I'll take the bad times
I'll take you just the way you are

Don't go trying some new fashion
Don't change the color of your hair
You always have my unspoken passion
Although I might not seem to care

I don't want clever conversation
I never want to work that hard
I just want someone that I can talk to
I want you just the way you are.

I need to know that you will always be
The same old someone that I knew
What will it take 'till you believe in me
The way that I believe in you.

I said I love you, and that's forever
And this I promise from the heart
I could not love you any better
I love you just the way you are.

28
Sep
2006

Tarnhose

Da beschließt der Große Kerl um 19.00 Uhr, dass er gerne zum nächsten Schultag - der letzte vor den Herbstferien - seine Lieblings-Tarnhose mit dem Tarnhemd und all seinen Lederbändern und Ketten anziehen will, weil er morgen aus einem mir nicht näher bekannten Grund mega-cool aussehen muss.

Und - was macht Muttern natürlich? Sie steckt die Klamotten in die Trommel, lässt sie einmal gut durchspülen, packt sie in die nächste Trommel zum gut Durchtrocknen, krallt sich zwei Stunden vor Mitternacht das Bügelbrett und plättet dem jungen Mann die Botz und das Hemd.


Also, wenn ich jetzt nicht zu dem Image des jungen, werten Herrn M. beigetragen habe, läuft etwas verkehrt.

*Irgendwas ist da im Busch! Ich werd's schon noch herausfinden. ;>*

27
Sep
2006

Die Sünden meiner Jugend

Wie sagt meine Mutter noch heute:
"Kind, du warst so brav, auf dich konnte ich mich stets verlassen, du hast nie etwas angestellt."
Also wenn ich von Sünden in meiner Jugend rede ist das wirklich ein wenig übertrieben, aber wenn einer meiner Lieblingsblogger mir so ein Stöckchen in den Weg legt, kann ich nicht anders und muss es aufheben:

Die Geldquelle schlechthin für einen Ladenbesitzer ist ein Kiosk direkt neben der Schule. So machte auch ich meine ersten Kauferfahrungen auf den Weg zu Grundschule. Montag war Glückstag. Das Taschengeld vom Sonntag - eine Silbermünze im Wert von einer Mark - steckte in meiner Hosentasche und wurde mit einem Zuckerschnüttchen zum Büttchen getragen. Dort gab es Schokolade, Weingummi, Brause, alles was mein kleines Kinderherz begehrte. Ein herrliches Zeug. Am liebsten mochte ich Kokosnussschokolade, lila Monde, Lakritz-Brezeln und Brausetabletten, und die Tüte wurde schnell nach meinen Wünschen von dem Mann hinter der Theke gefüllt, während ich immer und immer nachrechnete, was ich mir leisten noch konnte. Leider reichte der Naschkram für eine Mark auch nur für einen Tag. Und am Mittwoch, aller spätestens am Freitag wurde die Sucht nach dem Süsskram ganz besonders groß. Irgendwann war die Gier dann größer als das schlechte Gewissen und ich bediente mich an dem nie versiegen wollenden Quell kleiner Silbermünzen in Mutters Handtasche.
Meine Mutter führte sehr gewissenhaft ihr Haushaltsbuch, aber das Loch hätte sie ohne meine Hilfe nie entdeckt.

Ich war noch keine sechzehn und bereitete mich drüben, damals war drüben noch in der DDR, auf meinen Auslandsaufenthalt in den USA vor. Als West-Deutsche sollten wir den Amerikanern, etwas über die Mauer und dem Leben auf der anderen Seite erzählen können.
Herzlich empfangen wurden wir von den ostdeutschen Jugendlichen und vor allem gut bewirtet. Sie boten uns einen Fusel mit Fadenrisswirkung an, den ich in vollen Zügen genoss. Irgendwann führte mich irgendwer an die frische Luft, warum und wieso, daran kann ich mich nicht mehr erinnern.

Anfang der 90ger besuchte ich mit einer sehr guten Freundin eine "Insider" Party in Gütersloh. Als Kölnerinnen wollten wir denen mal zeigen, wie man so richtig ausgelassen feiert. Frei hatten wir von unseren Partnern bekommen und diese Freiheit wollten wir auch nach Herzenslust ausnutzen. Verdammt scharf sahen wir aus: Beide eine Löwenmähne, die eine in blond, die andere brünett, und excellent geschminkt, nicht zu viel, die natürliche Schönheit betonend, tief dekolletiertes Blüschen, Minis, feine Nylons und hohe Pumps. Party wollten wir machen, und so traten wir dort auch auf. Freundliche Männer versorgten uns direkt mit Sekt, den wir auch artig tranken, Gläschen um Gläschen, Flasche um Flasche. Die letzten nicht vorhandenen Hemmungen fielen bald - denn hier kannte uns eh keiner - und meine Freundin behauptet heute noch, ich hätte sie zum Tanzen auf die Box gezogen.
Die Blicke dort oben genoss ich, wenn gleich ich nicht darauf aus war, mich in jener Nacht abschleppen zu lassen. Ja, wir Kölnerinnen, wurden unserem Ruf als Partygören vollkommen gerecht und wurden als die Stimmungsmacher schon für das nächste Jahr eingeladen.
Der Ruhm der Nacht endete mit dem Morgengrauen auf dem Parkplatz. Der Sekt schäumte und blubberte extrem in der Magengegend und ergoss sich dann in einem Gebüsch.
* "Es ist immer gut, wenn man eine Freundin hat, die einem die Haare hält!"*



Ich war brav, viel zu brav, und manchmal - manchmal wünsche ich mir still und heimlich ich wäre ein klein wenig unartiger gewesen! :>



Edit:
Das Stöckchen kann sich jeder holen der mag. Aufnötigen mag ich es keinem.

26
Sep
2006

pain delay

Heute gelernt:

Wenn Frau am Freitag die Treppen runterknallt, ihr Allerwertester blau geküßt ist, der Steiß kein Bock auf harte Sitzflächen hat, die Füße den nächsten Schritt verweigern und das Handgelenk nicht mehr geknickt werden will, dann - dann ist das noch nicht das Ende. Nein.

Frau kann dann am Montagabend im Bett liegen, furchtbare Schmerzen im rechten Brustkorb beim Atmen haben und denken sie stirbt jetzt jeden Moment. Dieser panische Zustand potenziert sich innerhalb weniger Stunden, so dass sie dann als Notfall am Dienstagmorgen beim Internisten auftaucht. Dieser untersucht Frau von Kopf bis zu den Füßen und bescheinigt ihr, dass sie sich schlicht weg Zerrungen am Oberkörper zugezogen hat, die sich aber erst Tage später äußern.


*Der Tag morgen verläuft bestimmt nach Plan. ;>*
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