Die Sünden meiner Jugend
Wie sagt meine Mutter noch heute:
"Kind, du warst so brav, auf dich konnte ich mich stets verlassen, du hast nie etwas angestellt."
Also wenn ich von Sünden in meiner Jugend rede ist das wirklich ein wenig übertrieben, aber wenn einer meiner Lieblingsblogger mir so ein Stöckchen in den Weg legt, kann ich nicht anders und muss es aufheben:
Die Geldquelle schlechthin für einen Ladenbesitzer ist ein Kiosk direkt neben der Schule. So machte auch ich meine ersten Kauferfahrungen auf den Weg zu Grundschule. Montag war Glückstag. Das Taschengeld vom Sonntag - eine Silbermünze im Wert von einer Mark - steckte in meiner Hosentasche und wurde mit einem Zuckerschnüttchen zum Büttchen getragen. Dort gab es Schokolade, Weingummi, Brause, alles was mein kleines Kinderherz begehrte. Ein herrliches Zeug. Am liebsten mochte ich Kokosnussschokolade, lila Monde, Lakritz-Brezeln und Brausetabletten, und die Tüte wurde schnell nach meinen Wünschen von dem Mann hinter der Theke gefüllt, während ich immer und immer nachrechnete, was ich mir leisten noch konnte. Leider reichte der Naschkram für eine Mark auch nur für einen Tag. Und am Mittwoch, aller spätestens am Freitag wurde die Sucht nach dem Süsskram ganz besonders groß. Irgendwann war die Gier dann größer als das schlechte Gewissen und ich bediente mich an dem nie versiegen wollenden Quell kleiner Silbermünzen in Mutters Handtasche.
Meine Mutter führte sehr gewissenhaft ihr Haushaltsbuch, aber das Loch hätte sie ohne meine Hilfe nie entdeckt.
Ich war noch keine sechzehn und bereitete mich drüben, damals war drüben noch in der DDR, auf meinen Auslandsaufenthalt in den USA vor. Als West-Deutsche sollten wir den Amerikanern, etwas über die Mauer und dem Leben auf der anderen Seite erzählen können.
Herzlich empfangen wurden wir von den ostdeutschen Jugendlichen und vor allem gut bewirtet. Sie boten uns einen Fusel mit Fadenrisswirkung an, den ich in vollen Zügen genoss. Irgendwann führte mich irgendwer an die frische Luft, warum und wieso, daran kann ich mich nicht mehr erinnern.
Anfang der 90ger besuchte ich mit einer sehr guten Freundin eine "Insider" Party in Gütersloh. Als Kölnerinnen wollten wir denen mal zeigen, wie man so richtig ausgelassen feiert. Frei hatten wir von unseren Partnern bekommen und diese Freiheit wollten wir auch nach Herzenslust ausnutzen. Verdammt scharf sahen wir aus: Beide eine Löwenmähne, die eine in blond, die andere brünett, und excellent geschminkt, nicht zu viel, die natürliche Schönheit betonend, tief dekolletiertes Blüschen, Minis, feine Nylons und hohe Pumps. Party wollten wir machen, und so traten wir dort auch auf. Freundliche Männer versorgten uns direkt mit Sekt, den wir auch artig tranken, Gläschen um Gläschen, Flasche um Flasche. Die letzten nicht vorhandenen Hemmungen fielen bald - denn hier kannte uns eh keiner - und meine Freundin behauptet heute noch, ich hätte sie zum Tanzen auf die Box gezogen.
Die Blicke dort oben genoss ich, wenn gleich ich nicht darauf aus war, mich in jener Nacht abschleppen zu lassen. Ja, wir Kölnerinnen, wurden unserem Ruf als Partygören vollkommen gerecht und wurden als die Stimmungsmacher schon für das nächste Jahr eingeladen.
Der Ruhm der Nacht endete mit dem Morgengrauen auf dem Parkplatz. Der Sekt schäumte und blubberte extrem in der Magengegend und ergoss sich dann in einem Gebüsch.
* "Es ist immer gut, wenn man eine Freundin hat, die einem die Haare hält!"*
Ich war brav, viel zu brav, und manchmal - manchmal wünsche ich mir still und heimlich ich wäre ein klein wenig unartiger gewesen! :>
Edit:
Das Stöckchen kann sich jeder holen der mag. Aufnötigen mag ich es keinem.
"Kind, du warst so brav, auf dich konnte ich mich stets verlassen, du hast nie etwas angestellt."
Also wenn ich von Sünden in meiner Jugend rede ist das wirklich ein wenig übertrieben, aber wenn einer meiner Lieblingsblogger mir so ein Stöckchen in den Weg legt, kann ich nicht anders und muss es aufheben:
Die Geldquelle schlechthin für einen Ladenbesitzer ist ein Kiosk direkt neben der Schule. So machte auch ich meine ersten Kauferfahrungen auf den Weg zu Grundschule. Montag war Glückstag. Das Taschengeld vom Sonntag - eine Silbermünze im Wert von einer Mark - steckte in meiner Hosentasche und wurde mit einem Zuckerschnüttchen zum Büttchen getragen. Dort gab es Schokolade, Weingummi, Brause, alles was mein kleines Kinderherz begehrte. Ein herrliches Zeug. Am liebsten mochte ich Kokosnussschokolade, lila Monde, Lakritz-Brezeln und Brausetabletten, und die Tüte wurde schnell nach meinen Wünschen von dem Mann hinter der Theke gefüllt, während ich immer und immer nachrechnete, was ich mir leisten noch konnte. Leider reichte der Naschkram für eine Mark auch nur für einen Tag. Und am Mittwoch, aller spätestens am Freitag wurde die Sucht nach dem Süsskram ganz besonders groß. Irgendwann war die Gier dann größer als das schlechte Gewissen und ich bediente mich an dem nie versiegen wollenden Quell kleiner Silbermünzen in Mutters Handtasche.
Meine Mutter führte sehr gewissenhaft ihr Haushaltsbuch, aber das Loch hätte sie ohne meine Hilfe nie entdeckt.
Ich war noch keine sechzehn und bereitete mich drüben, damals war drüben noch in der DDR, auf meinen Auslandsaufenthalt in den USA vor. Als West-Deutsche sollten wir den Amerikanern, etwas über die Mauer und dem Leben auf der anderen Seite erzählen können.
Herzlich empfangen wurden wir von den ostdeutschen Jugendlichen und vor allem gut bewirtet. Sie boten uns einen Fusel mit Fadenrisswirkung an, den ich in vollen Zügen genoss. Irgendwann führte mich irgendwer an die frische Luft, warum und wieso, daran kann ich mich nicht mehr erinnern.
Anfang der 90ger besuchte ich mit einer sehr guten Freundin eine "Insider" Party in Gütersloh. Als Kölnerinnen wollten wir denen mal zeigen, wie man so richtig ausgelassen feiert. Frei hatten wir von unseren Partnern bekommen und diese Freiheit wollten wir auch nach Herzenslust ausnutzen. Verdammt scharf sahen wir aus: Beide eine Löwenmähne, die eine in blond, die andere brünett, und excellent geschminkt, nicht zu viel, die natürliche Schönheit betonend, tief dekolletiertes Blüschen, Minis, feine Nylons und hohe Pumps. Party wollten wir machen, und so traten wir dort auch auf. Freundliche Männer versorgten uns direkt mit Sekt, den wir auch artig tranken, Gläschen um Gläschen, Flasche um Flasche. Die letzten nicht vorhandenen Hemmungen fielen bald - denn hier kannte uns eh keiner - und meine Freundin behauptet heute noch, ich hätte sie zum Tanzen auf die Box gezogen.
Die Blicke dort oben genoss ich, wenn gleich ich nicht darauf aus war, mich in jener Nacht abschleppen zu lassen. Ja, wir Kölnerinnen, wurden unserem Ruf als Partygören vollkommen gerecht und wurden als die Stimmungsmacher schon für das nächste Jahr eingeladen.
Der Ruhm der Nacht endete mit dem Morgengrauen auf dem Parkplatz. Der Sekt schäumte und blubberte extrem in der Magengegend und ergoss sich dann in einem Gebüsch.
* "Es ist immer gut, wenn man eine Freundin hat, die einem die Haare hält!"*
Ich war brav, viel zu brav, und manchmal - manchmal wünsche ich mir still und heimlich ich wäre ein klein wenig unartiger gewesen! :>
Edit:
Das Stöckchen kann sich jeder holen der mag. Aufnötigen mag ich es keinem.
momente - 27. Sep, 19:59
10 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
lemonendres - 27. Sep, 22:17
das hört sich ja richtig verrucht an löwenmähne, nylons und für die zeit ein tiefes dekollte.
im gegensatz zu mir warst du ja richtig unartig.
"Ich war brav, viel zu brav" du kannst ja noch einiges nachholen.
sag jetzt nicht daran hast du noch nicht gedacht ;-)
im gegensatz zu mir warst du ja richtig unartig.
"Ich war brav, viel zu brav" du kannst ja noch einiges nachholen.
sag jetzt nicht daran hast du noch nicht gedacht ;-)
momente - 27. Sep, 22:21
Du willst mir erzählen, du warst braver als ich? Das glabu ich nicht.
Komm, eine Kleinigkeit aus deiner Jugend hast du doch bestimmt auch zu berichten! ;>
Komm, eine Kleinigkeit aus deiner Jugend hast du doch bestimmt auch zu berichten! ;>
MephistoBS - 27. Sep, 22:19
Wie, das sollen wir glauben? Im Minirock auf einer Box tanzen und dann nur drei Sünden in der Jugend? ;-)
Schön geschrieben. Ich gehe mal davon aus, dass du dich an den Fadenrissfusel nicht erinnern kannst. Nicht, dass ich ihn probieren wollte...
Wo warst du eigentlich in den USA?
Schön geschrieben. Ich gehe mal davon aus, dass du dich an den Fadenrissfusel nicht erinnern kannst. Nicht, dass ich ihn probieren wollte...
Wo warst du eigentlich in den USA?
momente - 27. Sep, 22:29
Nun, ... glaub's mir einfach mal. ;>
Der Fusel war halt ein richtiger Fusel. Selbstgebrautes Zeug, viel mit Zucker gepantscht, - viel mehr gabs da damals wahrscheinlich auch nicht.
Wenn du eine USA Karte vor dir liegen hast und tipst genau in die Mitte von Osten und Westen, Süden und Norden, findest du tiefe Einöde. Missouri, Chillicothe.
Der Fusel war halt ein richtiger Fusel. Selbstgebrautes Zeug, viel mit Zucker gepantscht, - viel mehr gabs da damals wahrscheinlich auch nicht.
Wenn du eine USA Karte vor dir liegen hast und tipst genau in die Mitte von Osten und Westen, Süden und Norden, findest du tiefe Einöde. Missouri, Chillicothe.
MephistoBS - 27. Sep, 22:36
Ich habe eben erst einmal bei Google Maps nachschauen müssen. Vermutlich meinst du diesen Ort :-)
Ohne ihn zu kennen: "tiefe Einöde" ... ich glaube dir auf das Wort :-)
Ohne ihn zu kennen: "tiefe Einöde" ... ich glaube dir auf das Wort :-)
momente - 27. Sep, 22:41
Du hast es gefunden!
Tiefe Einöde war es ja, das Leben auf dem Land mit den Armish People um die Ecke. Aber auch irgendwo typisch und darum auch sehr schön und prägend.
Tiefe Einöde war es ja, das Leben auf dem Land mit den Armish People um die Ecke. Aber auch irgendwo typisch und darum auch sehr schön und prägend.
Chaot35 - 28. Sep, 13:56
du bist nunmal so. lieb, brav und gutherzig.
find dich damit ab:-)
ist ja nicht das schlechteste..
find dich damit ab:-)
ist ja nicht das schlechteste..
momente - 28. Sep, 17:20
Wie war das doch gleich?
Die guten Mädchen kommen in den Himmel, böse überall hin.
Die guten Mädchen kommen in den Himmel, böse überall hin.
Chaot35 - 28. Sep, 17:23
das thema hatten wir beide schon ein wenig tiefer untenstehend.
du bist schon im himmel. klar ist von dort die perspektive vielleicht mal komisch. aber es ändert nix an der tatsache:-)
du bist schon im himmel. klar ist von dort die perspektive vielleicht mal komisch. aber es ändert nix an der tatsache:-)
momente - 28. Sep, 18:02
Und ich bin doch böse. ;-§
*Shit, irgendwie kommt das nicht überzeugend rüber. * ;>
*Shit, irgendwie kommt das nicht überzeugend rüber. * ;>
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