10
Okt
2006

"Die sind bestimmt reich..."

"... die haben zwei Autos vor der Türe und einen riesigen Vogelkäfig auf dem Balkon," tönt es hinter mir auf der Rückbank im Auto. Der beste Freund meines Großen bringt nun innerhalb von 10 Minuten das zweite Mal das Thema Reichtum zur Sprache.

Dabei war es noch nie Thema.

Der Freund meines Großen kommt nicht aus wohlhabenden Verhältnissen. Im Gegenteil. Seine Eltern sind fleißig, aber die Umstände bringen es nun mal mit sich, dass sein Papa nur am Fließband einer Milchfabrik arbeitet. Diese Familie lebt am Existenzminimum. Wir haben vor kurzem einmal ausgerechnet, dass sie wahrscheinlich mehr mit HartzIV zum Lebensunterhalt hätten. Aber der Vater des Hauses geht lieber arbeiten - im Schichtdienst, und die Familie lebt in einer Sozialwohnung.
Geld hat für den Jungen bislang keine Rolle gespielt hat. Seine Eltern haben ihm weitestgehend seine Wünsche ermöglicht, wobei genau ausgewählt wurde. Es war nicht alles drin, aber das hat ihn auch nicht gestört. Er hat sich selber nie abgegrenzt oder gar als arm bezeichnet. Doch genau das scheint jetzt zu kippen.
Mich macht es betroffen, weil er wirklich liebvolle Eltern hat, großartige Eltern, die sehr um ihre Kinder bemüht sind. Hoffentlich erkennt er bald auch diesen anderen ideellen Wert und schaut nicht mehr so sehr auf das Materielle.

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waschsalon - 10. Okt, 11:34

das bedürfnis, sich aus der masse abzuheben, eine eigene identität zu finden, gehört zum erwachsen werden dazu. leider sind häufig markenprodukte, attraktivität, sozialer status der eltern und damit eben auch reichtum die ersten gewählten abgrenzungsversuche der jugendlichen und immer öfter auch der kinder.
kindermund tut wahrheit kund. sie sind damit nur unreflektierte das abbild unserer gesellschaft und der werte, die die mehrheit vertritt. reich, schön und berühmt sein ist gut; arm, normal und nett sein ist scheiße. du bist, was du hast.

momente - 10. Okt, 11:40

Wie wichtig ist es dann doch, dass wir als Eltern (oder Erwachsene im weitesten Sinne) ganz bewußt andere Werte entegegensetzen.
Malte - 10. Okt, 14:04

irgendwann kommen Kinder halt in eine Phase wo sie vergleichen "was haben die andern, was ich nicht habe?" Ich hoffe die Eltern machen sich deswegen keine Vorwürfe.

momente - 10. Okt, 16:50

Das hoffe ich auch, nur denke ich, dass alle Eltern Kummer empfinden, wenn sie feststellen, dass ihre finanziellen Möglichkeiten begrenzt sind und sie ihrem Kind bestimmte Dinge nicht anbieten können, weil es zu teuer ist.
Ich denke da z.B. an Klavierunterricht.
NBerlin - 10. Okt, 17:22

Kinder wollen so sein wie alle anderen. Wenn sie merken das andere "Mehr" haben oder "Anderes" kann das eine harte Erfahrung sein vorallem wenn es finanzielle Hintergünde hat. Ansonsten neigen Kinder das wiederzugeben was sie zu Hause hören, wenn es dort abundzu um Reichtum oder Armut geht, dann werden auch sie davon erzählen. Meine Mutter hatte damals einen ähnlichen Kampf mit mir ich wollte dies, ich wollte jenes irgendwann war sie der Diskussionen müde und erklärte das die anderen halt "reiche" Kinder wären und ich halt nicht.

momente - 10. Okt, 21:52

Meine Eltern waren nie reich, sie wußten zu haushalten und Alternativen zu schaffen. Mangel kannte ich nicht.

Ich frage mich nach diesem kleinen Gespräch zwischen den Herren auf der Rückbank, wie man sich selber fühlt, wenn man "arm" ist und sich eben nicht alles leisten kann.
Kinder heute leben doch oft im Wohlstand, und selbst die Kinder der Armen werden in Deutschland von ihren Eltern gut bestückt, weil sie die Familie repräsentieren.

Ich suche die Werte in der Erziehung.

*Was habe ich nur für ein Fass aufgemacht?*
Mauzi - 10. Okt, 22:03

Du hast ein Pulverfass geöffnet... grins!
Mirtana - 10. Okt, 22:16

"Kinder heute leben doch oft im Wohlstand, und selbst die Kinder der Armen werden in Deutschland von ihren Eltern gut bestückt, weil sie die Familie repräsentieren."

Veto. Kinderarmut in Deutschland.
NBerlin - 10. Okt, 22:19

Ja ein Pulverfass was gleich auch wieder die Idee der Schuluniform aufflammen lässt. Klar kann man durch die Erziehung Werte vermitteln, erklären das innere Werte mehr zählen etc. Fakt ist aber das wer auf dem Schulhof die falschen Sachen trägt oder nicht das neueste Spielzeug hat, schnell zum Aussenseiter wird.
Phonixfeuerseele - 10. Okt, 22:59

Das hoffe ich auch für ihn.
Er kann sich glücklich schätzen, dass er zwei so liebevolle Elternteile hat. Immerhin hat das nicht jedes Kind. Ich denke, dass es viele Kinder gibt, die ich statt des ganzen Reichtums, des Luxus, der teuren KLamotten und vielen Spielzeuge ein wenig mehr Zuwendung von ihren Eltern wünschen. KLar kann ich verstehen, dass das für ihn nicht leich ist, u.A. weil er, wie auch hier schon öfters erwähnt wurde, nicht ausgeschlossen werden, weil er mithalten will. KLar ist das wichtig für einen Jugendlichen. Man sollte ihm die Werte einer solchen Aufopferung natürlich vermitteln, dennoch sollte man auch Nachsicht haben, dass es in dieser Generation halt so ist, dass Materielle Dinge sehr großen Wert haben. Allein schon für den Status einer Person... Was ja eigentlich ziemlich traurig ist, nicht wahr?

Lg,
Mel

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