Nachdenkliches

31
Mai
2006

Schutzengel

Ich glaube, dass es Schutzengel gibt. Manch einer mag mich als kindlich naiv abstempeln - ist mir aber ziemlich schnuppe.

Heute fuhr mein Großer im Auto seines besten Freundes mit. Der Vater am Steuer verwechselte beim Wenden in einer engen Straße Gas- mit Bremspedal (So was kann auch Männern passieren!) und sauste auf einen Hang zu. Irgendwie wurden sie aufgehalten durch ein Verkehrsschild. Das Auto hing in der Luft, die Kinder konnten unversehrt aussteigen, wie groß der Schaden am Auto ist, weiß ich noch nicht.

Das Auto hätte auch den Hang hinunter rutschen, sich überschlagen können. Gott weiß was hätte passieren können. Ist es aber nicht!
Ich bin mir sicher: Heute hat jemand einen kräftigen Schutzengel vorbeigeschickt - oder vielleicht sogar selber mit seiner Hand festgehalten.

25
Mai
2006

Zeit

Zeit ist kostbar. Viel zu schnell fliegt sie an mir vorbei. Manchmal möchte ich sie festhalten, anhalten, aber in dem Augenblick, wo ich sie packe, fließt sie schon durch die Finger hindurch. Glitschig ist sie. Wie ein Aal. Schlängelt sich vorwärts. Immer weiter. Nur Spuren hinterläßt sie. Gemeine Spuren, die mich älter aussehen lassen.

Zeit verplemper ich. Diese sinnlosen Stunden vor dem Fernseher, in denen ich mich berieseln lasse. Und hinterher ist der Kopf mit stumpfsinnigen Inhalten gefüllt, die der Geist kaum zu referieren weiß, weil sie wertlos sind. Unnutze Fetzen. Filmfetzen.

Zeit ist teuer. Ich hasse es auf Handwerker zu warten. Dieses blöde Rumsitzen, bis es endlich an der Tür klingelt und die gewünschte Hilfe kommt. Wartezeit, die ich nie füllen kann, weil ich jede Tätigkeit vermutlich gleich wieder abbrechen muss. Und dann halte ich die Rechnung mit seiner Arbeitszeit in der Hand und wundere mich darüber, wie viele Minuten der Helfer in der Not benötigte, zuzüglich seiner Anfahrtszeit, die ich nur verwartet habe.

Zeit ist schier endlos, wenn mein Gegenüber mundfaul ist, ich mir Fragen aus der hintersten Hirnwindung zerre und trotzdem nur ein peinliches Schweigen zwischen uns lautlos hallt. Zeit, die ich totschlagen könnte, um schnell ein Ende zu finden.

Zeit kann befreiend sein. Jetzt zum Beispiel. Kein Zwang irgendetwas zu erledigen. Einfach nur Sein und den eigenen Gedanken nachhängen. Freie Gedanken, die in die Welt schwirren und sich hier und da niederlassen, so wie es ihnen gefällt.

24
Mai
2006

Echt oder nicht echt sein

Maskerade. Das Spiel mit den Masken. Mir liegt das nicht. Mein Gesicht spiegelt immer meinen Gemütszustand wider. Meine Mimik ist klar und kehrt mein Innerstes nach Außen: Ein Lächeln zeigt meine Zufriedenheit und Fröhlichkeit. Herabgezogen Mundwinkel, ein starrer Blick und mir ist mehrfach diese elende Laus über die Leber gelaufen. Aufgesetzte Heiterkeit kenne ich nicht. Bin ich gut gelaunt, bin ich es tatsächlich. Ist mir nach Nachdenken zu Mute, werde ich still und zieh mich zurück.

So betrachtet halte ich mich für eine einfach gestrickte Seele. Ich mag es nicht kompliziert und Masken würden mich nur unnötig behindern. Sie sind für mich eine Last, derer ich mich schnell wieder entledigen möchte. Masken passen nicht zu mir. In meinem Gesicht kann jeder lesen.

Ich habe diese Authentizität immer für eine Tugend gehalten. Authentisch sein, das heißt glaubwürdig sein, stimmig, zuverlässig und eben echt. Erstrebenswerte Eigenschaften.

Wer Masken absichtlich trägt, muß ein Stratege sein. Jede Maske vermittelt ein Bild von mir Selbst, welches wiederum eine bestimmte Wirkung erzielen soll. Das setzt strategisches Denken voraus. Und das lag mir noch nie. Ich bin nicht unbedingt ein Bauchmensch und poltere in die Welt, aber mit Sicherheit ein Herzmensch. Meine Gefühle und ein klein wenig mein Verstand leiten mich in meinen Reaktionen.

Doch zunehmend frage ich mich, ob ein wenig Maskerade nicht hilfreich wäre. Eine Maske könnte mein Innerstes verbergen, wenn ich mich selber nicht offenbaren will. Eine Maske könnte mich davor schützen immer offen und ehrlich zu sein, und meine schwachen Seiten zu zeigen. Eine Maske könnte mich davor bewahren, immer die ewig gleichen Probleme zu verbalisieren und andere damit anzuöden. Ich würde mich als stärkere Persönlichkeit präsentieren.

Ich frage mich im Moment, ob es überhaupt sinnvoll ist, immer authentisch zu sein.

21
Mai
2006

Alltagsgespenst

Es schiebt sich durch den Türspalt, geistert durch den Raum, lässt sich in der Ecke nieder und schaut mir zu.
Ich tu so, als ob ich es nicht bemerken würde, aber aus dem Augenwinkel sehe ich es, mit Unbehagen.
Immer wieder ignoriere ich seine körperlose Gestalt, die so schemenhaft in meiner nächsten Nähe verweilt, damit es nicht so viel Aufmerksamkeit bekommt und von alleine wieder verschwindet.
Klappt aber nicht. Und so ist es immer noch im Raum. Dieses ärgerliche Unwesen.
Eben gerade hat es mich heimlich an meiner Schulter gepackt. Erschrocken habe ich mich nicht, weiß ich doch von seiner Anwesenheit. Ich habe es grimmig angeschaut und ihm erzählt, dass ich meine Abenteuer woanders suche. Es wäre schon so lange da, dass ich mich vor ihm auch nicht mehr fürchten würde.
Nun reiße ich die Türen und Fenster weit auf, damit der frische Wind durch das Zimmer fegen kann, in alle Ritzen.
Es wird ihm so richtig schön unbequem werden.

19
Mai
2006

Am Ende

Ich kann nur hoffen, dass am Ende meines Lebens einer bei mir ist, der den längeren Atem hat.

Heute habe ich meinen todkranken Opa besucht. Er hat Lungenkrebs. Nie hat er in seinem Leben geraucht. Den Krebs bekam er vollkommen unverschuldet. Aber jetzt nimmt ihm diese entsetzliche Krankheit die Kraft zum Leben.
Ich bewundere diesen Mann. Lange, wirklich lange hat er seinen Humor behalten. Gelacht, Scherze gemacht als es für ihn selber eigentlich schon gar nichts mehr zum Lachen gab. Nun sitzt er in seinem Sessel, hustet und spuckt, kann seit Monaten nicht mehr vor die Tür und ist auf die Hilfe von anderen angewiesen. Er jammert nicht. Nein. Kein Wort des Leides kommt über seine Lippen. Er weiß, dass sein Weg noch beschwerlich ist, und das Wichtigste scheint mir für ihn im Moment zu sein, dass da jemand ist, der ihm zuhört. Er will erzählen, will erzählen aus seinem Leben. Immer wieder wird er durch Husten unterbrochen, aber da ist noch Leben in ihm. Das will gehört werden. Er braucht Leute, die ihm zu hören.
Wenn Menschen so lange krank sind wie er, benötigen sie Freunde, Familie, die den längeren Atem haben und ihre Kraft dem Weggehenden schenken. Mich stimmt es nachdenklich. Ich habe keine engen Freunde, von denen ich mir vorstellen kann, dass sie so einen langen Weg mit mir gehen würden. Aber ich weiß, dass sie notwendig sind, vielleicht sogar lebensnotwendig.
Heute bin ich traurig. Es tut so weh zu sehen, wie diese Kraft in diesem starken Menschen schwindet und wie er sich Gesellschaft wünscht. Meine Großeltern sind beide immer sehr bemüht gewesen, haben sich um ihre Mitmenschen gekümmert, nun, am Ende ihres Lebens, wo ihre eigene Kraft schwindet, schwinden auch die Menschen um sie herum, denn es braucht Mut dem Tod ins Auge zu sehen. Mein Opa lehrt mich diesen Mut. Und heute wünsche ich ihm noch ganz viele Ohren, die ihm zuhören, damit das Leben in ihm nicht ungehört verstummt.
Ich wünsche ihm Menschen an die Seite, die den längeren Atem haben und ihm ihren Atem zu schenken.

14
Mai
2006

Kritik an der Kritik

Richtig kritisieren will gelernt sein -

und mit Kritik umgehen erst recht!

Ich bin davon überzeugt, dass mich konstruktive Kritik weiterbringt. Ich habe zwei Freundinnen, die mir die Wahrheit ins Gesicht sagen. Kein hinten herum, einfach offen und ehrlich. Und das schätze ich, denn ein ehrliches Feedback kann weiterbringen und ist hilfreich.

Heute ist mir noch einmal aufgefallen, dass Kritik ordentlich verpackt sein muss. Wenn ich mir nicht sicher bin, dass der andere mir wohl gesonnen ist und nur das Beste für mich will, mich ernst nimmt und an meiner Person interessiert ist, kann ich nur schwer Kritik annehmen.
Kritik bei der ich zum Beispiel belächelt werde, verfehlt ihre Wirkung und piekst ziemlich unangenehm.

Aber auch in einer schlecht vorgebrachten Kritik, kann ein wahrer Kern stecken. Darum -

behalte ich doch das Gute und verwerfe das Schlechte!

11
Mai
2006

Notiz an mich:

Dein Mann will gelobt werden.

10
Mai
2006

Entschuldigung

Einfaches Wort mit durchbrechender Wirkung.

Kaum ein Wort kann so viele Gedankenmauern einreißen wie das Wort "Entschuldigung".
Es bedarf oft gar nicht vieler Worte:

"Es tut mir leid." "Ich muß dich um Verzeihung bitten." "Entschuldige bitte." "Kannst du mir vergeben?"

Menschen, die sich selber klein machen können, sich vor dem anderen demütigen, sind für mich große Persönlichkeiten. Sie haben nachgedacht, können über ihre eigenes Handeln reflektieren, sehen ein, wenn sie Schuld auf sich geladen haben und sind auch bereit eben diese Schuld auf sich zu nehmen.

Der kleine Gang nach Canossa, er verbindet, wo es zerrissen war, er versetzt Berge, die unüberwindbar erschienen, und er setzt ungeahnte Kräfte frei, die vorher sich nur in Zorn und Wut verschwendeten.

Die einen schaffen es, können ihren Stolz bändigen, können sich selber ihre Schuld eingestehen und haben dann die Größe den anderen um Verzeihung zu bitten. Andere haben es nie gelernt, weil sie sich selber mit ihren höchst eigenen Eitelkeiten im Wege stehen.

Neulich war ich war sehr erstaunt: Nach einer hitzigen Diskussion zwischen meinem lieben Mann und meinem Vater, rief mein Papa an und bat um Entschuldigung dafür, dass er dieses Gespräch sehr schlecht geführt hätte. Dieser kurze Anruf seinerseits hat mich sehr beeindruckt. Er - der sich bei mir früher nie für seine zornigen Ausbrüche entschuldigen konnte, bat um ein klärendes Gespräch, bat um Verzeihung.

Eben darum lege ich lege sehr viel Wert darauf, dass ich mich bei meinen Kindern entschuldige, wenn ich sie ungerecht, unfair oder unbeherrscht behandelt habe.
Ich war als Kind mit Furcht davor besetzt, ich könne meine Gesicht verlieren, wenn ich dem anderen meine Schuld eingestehe. Erst Stück für Stück habe ich gelernt, welche Befreiung in diesem einen Wort steckt. "Entschuldigung." Bitte erlass mir die Schuld für das, was ich dir angetan habe.

Heute hat mir jemand durch einen Dritten mitteilen lassen, er will sich bei mir entschuldigen. Nicht das ich noch den Eindruck hätte, er wäre schuldig an mir geworden, aber mich beeindruckt es, wenn er über sein Verhalten nachdenkt, und zu einem eindeutigen Ergebnis kommt.

In diesem einfachen Wort steckt so viel Kraft, wenn es mit aufrichtigen Herzen ausgesprochen wird.



Edit: Er kam heute tatsächlich ganz spontan zu mir und entschuldigte sich. Ich hatte ganz schön mit den Tränen zu kämpfen - vor Rührung.

Kleine Worte - Sehr große Wirkung.

9
Mai
2006

Getrieben

Ich fühle mich getrieben von den Umständen, die mich andauernd nötigen flexibel zu reagieren.

27
Apr
2006

Träume in der Nacht

Das sind...

...Geschichten, die der Wirklichkeit entspringen, verpackt in Bilder, die so real vor dem Auge ablaufen, dass sie Wirklichkeit sein könnten, Gefühle hervorrufend, die dann in der Realität echt sind.



Schlafen kann so anstrengend sein.
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