19
Jul
2006

Olfaktorische Nöte

"Mama, haben wir denn dort auch ein Haus, in dem wir wohnen können?"

"Ein Haus nicht, aber eine Wohnung."

"Hoffentlich riecht es dort gut."

Flieger

Reges Treiben herrscht dort oben am Himmel. Im Minutentakt gleiten geräuschlos grelle Lichter durch das Schwarz über mir. Die meisten nehmen Kurs in Richtung Norden.

Sie befördern Heimkehrer. Weitgereiste, die viel erlebt haben und sich nun auf ihr zu Hause freuen. Die eigenen vier Wände, mit dem eigenen Bett.

Mein Flieger hebt bald ab in Richtung Süden. Fernweh habe ich noch nicht. Zuviel gibt es hier noch zu erledigen. Kleinigkeiten, die das Leben an einem anderen Ort komfortabler und die Eingewöhnung erleichtern sollen.

Aber ich hoffe, dass mit dem Flugzeug die Lust auf Urlaub zu brodeln beginnt.
Mit einer Portion Neugierde, einem Glässchen Genuss und einer guten Dosis Gelassenheit wird es schon werden.

Flieger, bald nimmst du mich mit.

14
Jul
2006

Der Große war auch mal klein

Nachdenklich betrachtet er sich selber - er als Säugling und Kleinkind auf vielen, vielen Fotos. Ich glaube, bis zum jetzigen Zeitpunkt hat mein Kleiner immer nur im Hier und Jetzt gelebt. Das hinter ihm bereits schon fünf Jahre liegen war ihm überhaupt nicht präsent. Er ist ein Lebemensch, das Vergangene ist vorbei und das Jetzt ist hier, was Morgen ist interessiert ihn nur am Rande.

Immer wieder schaut er sich an. Seine Augen spiegeln viele Emotionen wider, leider kann ich sie nicht klar lesen - selten habe ich ihn derartig in Gedanken versunken erlebt. Wieder kehrt sein Blick zu den Fotos zurück. Irgendetwas scheint ihn zu berühren. Ich kann es nicht fassen und er teilt sich nicht mit. Aber er ist augenblicklich tief angesprochen ist, das steht ihm ins Gesicht geschrieben.
Er kneift die Augen zusammen und taucht noch einmal in die Photos hinein. Hilflos erzähle ich ihm etwas zu den Bildern: "Da feiern wir deinen ersten Geburtstag. Hier waren wir auf Mallorca und guck mal, du hast Sand gegessen. Schau mal, dort hat dein großer Bruder dich wieder in den Arm genommen."
Ich schau kurz in seine Augen und bilde mir ein, einen leichten feuchten Schimmer zu entdecken. Seine Lippen sind ganz trocken. Der Mund ist geschlossen und zittert unmerklich. "Dein großer Bruder hat viel auf dich aufgepasst. Guck mal, wie er hier schützend den Arm um dich legt."

Gebannt auf das Bild blickend wandert seine Hand zu dem Großen, der mittlerweile auch gespannt über dem Album hängt. Ich mag diese so intime Situation zwischen den beiden gar nicht mit meinen forschen Blicken stören. Doch verstohlen sehe ich dieses Lächeln und das Glitzern in den Augen von meinem Kleinen und wie seine Hand den Großen sucht und einmal ganz fest die Schulter drückt. In mir kriecht ein Kloß den Hals hinauf und fast schießen mir Tränen vor Rührung in die Augen.
Der Große nickt noch einmal bestätigend: "Ja, ich habe ganz schön viel auf dich aufgepaßt."

Und auf einmal begreife ich, was meinen Kleinen, der für sein Alter ein kleiner Riese ist, so bewegt hat. Er hat sich selber bislang nur als den Großen und Starken wahrgenommen, dass er selber einmal ein hilfloses Bündel war, war ihm vollkommen neu.

13
Jul
2006

junk-junk-junk

Es gibt Sachen, die sollte ich erst gar nicht kaufen, weil so schnell, wie ich sie in meinen Wagen gepackt habe, finden sie auch geradewegs ihren Weg in meinen Magen:

Gummibärchen, Colafläschen, Brausestäbchen, Maoam, saure Bandnudeln, Lutscheis mit Waldmeistergeschmack, Lakritzbrezeln, Salmiaklutscher, ... .

Ich fahre total auf diesen künstlichen, aromatisierten Naschkram ab. In letzter Zeit wende ich mich schon immer bewußt im Laden davon ab, weil ich weiß, dass ich diesem Zeug nicht widerstehen kann. Kleine verführerische Süchtigmacher. Schrecklich.

Letztens habe ich im Kiosk riesige Kaugummieier gesehen. Klasse sahen sie aus. Richtig knatschbunt. Kosteten ein Vermögen, was mich aber nicht davon abgehalten hat zwei von den Dingern zu testen. Die Kassiererin meinte zu mir lächelnd: "Jaja, die Kinder fahren ganz schön auf dieses Junkzeug ab."
Ich bin gerne ein Kind - und habe auf offener Straße herzhaft in diese Eier hineingebissen. Innendrin war stark prickelnde und super saure Brause. Das zog den Gaumen fies zusammen und ließ den Speichel dickflüssig an der Zunge kleben. Einfach nur herrlich.

Heute habe ich etwas Neues entdeckt. Amerikanisches Laugengebäck mit "honey-mustard" Geschmack. Sah gar nicht so künstlich aus, aber ich kann meine Finger einfach nicht aus der Packung lassen. Lecker, lecker. Da ist bestimmt auch so ein chemischer Zusatz drin. Ist halt original amerikanisches Junk-Food.

Nur McDonald mag ich nicht mehr. Der ist einfach nur "bäh".

11
Jul
2006

Dörrobst

Mein Hirn gleicht im Moment
einem Stück Dörrobst

Nach langer Zeit im Ofen
ist das Wasser nun verdampft
und das gute, saftige, frische Stück Obst
auf ein schrumpeliges, undefinierbares Etwas
zusammengeschrumpft.
Nicht besonders ansehnlich;
eher ein zäher Brocken,
der bei ersten Kauversuchen lange Zähne macht,
dessen intensiver, aber abgestandener Geschmack
hartnäckig auf der Zunge festklebt

und den ich wirklich schnell wieder los werden will.

10
Jul
2006

Feilschen

Jeder hat das Recht dazu, das Beste für sich rauszuschlagen und auch darum zu kämpfen. Daraus mache ich keinem einen Vorwurf.

Aber was ich wirklich nicht leiden kann ist, wenn einer mit mir anfängt zu feilschen und nicht merkt, dass ich mich so wie so schon für ihn verwendet habe.

Da reagier ich echt empfindlich.

6
Jul
2006

Ich beneide euch!

"Habt ihr es gut! Ihr macht euch einen richtig gemütlichen Morgen!"
sind seine Worte als er die selbstgebackenen Croissants im Ofen sieht. "Ich beneide euch!"

Von wegen gemütlicher Morgen. Das war der mühsame Versuch etwas Gemütlichkeit in einen Tag zu bringen, dessen Vorboten alles andere als Ruhe sind.

Heute war so ein Tag, an dem ich mich ernsthaft fragte, wie es andere Frauen schaffen, Beruf und Kindererziehung unter einen Hut zu bekommen.
Ich finde Ferienzeit schrecklich, wenn ich selber arbeiten gehen muss. Meine Jungs finden sich auch nur schwer damit ab, dass Mama nicht immer verfügbar ist. Ich hab in den letzten Tagen schon manche Träne deswegen wegwischen müssen. Während der Schulzeit ist ihnen meine Berufstätigkeit nicht so präsent, weil ich die Hälfte meiner Arbeitszeit am Vormittag unterwegs bin.
Seit zwei Wochen höre ich mir nun an, dass meine beiden kleinen Schätze bekümmert sind - und das obwohl ihre Aufpasser wirklich bemüht sind, Ausflüge mit ihnen machen und einfach lieb zu ihnen sind. Es ist aber nicht dieses "Müßigsein", einfach nur abhängen. Auch sie müssen sich andauernd auf andere Betreuer einstellen.

Das sind Momente, die mich traurig machen:
Ich versuche allen gerecht zu werden und kann es einfach nicht schaffen. Die letzten Tage habe mir wieder meine Grenzen aufgezeigt, weil ich gerne noch mehr machen würde und dann doch die Sorge habe, den kleinen Kerlen noch viel weniger gerecht zu werden.

Ich finde, so eine Situation ist nicht zu beneiden.

4
Jul
2006

Auszeit

aber nur für ein paar Sekunden. ;)

Das macht mich fertig.

2
Jul
2006

Supermarkt Spiel

Samstag morgen um 11.25 Uhr im Hit:

Ich mag sie, diese Männer, die mit ihren Frauen einkaufen müssen und dabei extrem miesmutig reinschauen. Sie schieben muffelig den Einkaufswagen vor sich her und beobachten wie das liebe Weib Stück um Stück den Wagen mit lauter wichtigen Dingen befüllt. Es ist absolut notwendig, das Leben dieser armseligen Kreaturen zu verändern.

Darum rolle ich an, mit einem Lächeln auf den Lippen und schaue ihnen offen ins Gesicht. ...
Ich liebe diese irritierten Blicke zur Seite oder aber diese offensichtlich freudige Überraschung in den Augen und das freundlich erwiderte Lächeln übers ganze Gesicht.


Dumm ist eigentlich nur, dass ich selber einen Wagen vor mir herschiebe, vollgepackt ist bis oben hin, dessen Inhalt mit Sicherheit nicht für eine große Single-Party steht.

Immer schön ruhig bleiben!

Ich sitze mit dem Lütten in einen kleinen Eiscafe. Er hat ein riesiges Stracciatella-Eis vor sich platziert und löffelt eifrig darin rum. Zwischendurch kümt er immer wieder: "Mama ich will, dass das Ding endlich weg ist." Ich will das auch. Ist ja auch wirklich ätzend, wenn sich so ein kleines Mistvieh einfach in der Achselhöhle festsetzt.
"Ich hasse Zecken." Ich auch, denke ich nur und schaue Gedanken verloren in sein Gesicht. Irgendwie hat er einen kleinen, Leberfleck mehr im Gesicht - und rutsche näher ran. "Noch so ein elendes Mistvieh; das hat sich einfach auf deiner Wange angedockt." Das Stracciatella-Eis bleibt irgendwo zwischen Gaumen und Magen hängen. "Ich will, dass die weggehen." "Ich weiß, wir müssen nur noch eine dreiviertel Stunde warten, dann ist der Kinderarzt da."
Meine stets vorhandene Gelassenheit schwindet und der Hypochonder kommt langsam aber sicher durch. "Zeig mal deinen Schopf." "Ich will mein Eis essen." "Sollst du auch, nur lass mich mal deine Haare durchforsten." Haar um Haar lege ich gewissenhaft um und dann "Pffff." "Was ist los?" "Du hast noch eine am Kopf."
Ruhig bleiben, denke ich nur, aber das kleine Monster am Kopf hat sich schon gewaltig vollgesogen. Boah, ist das ekelhaft. Ob der Arzt das Riesenvieh noch so herausbekommt? "Ich will keine Zecken, das sind blöde - ich sage das Wort noch nicht, aber wenn du noch eine findest, dann...."
Ich finde mittlerweile auch, dass diese Tierchen extrem unnütz sind, aber jetzt darf ich mir nichts anmerken lassen. "Alles halb schlimm. Die ist zwar groß, aber es ist nichts rot geschwollen, wie unter dem Arm." Nur die kleinen Beine haben gezappelt, aber das behalte ich auch besser für mich.
"Zeig mal deine Beine." "Ich will keine Zecken mehr haben." "Komm lass, mich gucken. Ich will nicht noch einmal hierher fahren müssen." Und meinen Adleraugen entgeht nichts: Zecke Nummer 4 an der Oberschenkelinnenseite. "Mama, jetzt sag ich es doch: Das sind ganz blöde Arschlöcher."


Der Arzt hat sie natürlich alle herausbekommen, mit einer Souveränität, die ich niemals, wirklich niemals entwickeln könnte, und setzte sie alle vier lebendig auf ein Läppchen, samt Köpfe, 32 Beinchen und so. War ein richtig netter Kleintierzoo. Putzig anzuschaun. Die dicke Fette wollte schon auf Erkundungstour gehen.
Der Doc meinte, wir können ja einen kleinen Zaun um sie errichten. Der Lütte wollte die Dicke am liebsten mit nach Hause nehmen. Ich fand, die kleinen Blutsauger sollten nun doch besser ihr bitteres Ende finden. Der Arzt entschied sich für den Alkoholtod. Ich fand das sehr human.
logo

Aktuelle Beiträge

Spasst
Bisch du be Indert Was isch gapputt in deinem Kopf isch...
Mustermann Max (Gast) - 4. Jan, 20:44
Der fim ist ab zwölf....
Der fim ist ab zwölf. Der einzige harry potter film...
mamavonmia (Gast) - 19. Okt, 18:19
Riester-Rente, Versicherungen...
Riester-Rente, Versicherungen usw. haben oft hohe Provisionskosten...
deprifrei-leben - 18. Dez, 16:58
Ich finde, Ihr Mann stellt...
Ich finde, Ihr Mann stellt gute Überlegungen an. In...
NeonWilderness - 18. Dez, 16:14
Bodystocking
Bodystocking gefällt meinem Mann richtig gut und mir...
Johanna (Gast) - 18. Dez, 15:01

E-mail

contact.momente@googlemail.com

Suche

 

Status

Online seit 7141 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 4. Jan, 20:44

kostenloser Counter


Amüsantes
Intimes
Kritisches
Nachdenkliches
Strittiges
Unglaubliches
Wunderbares
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren
development