Nachdenkliches

6
Okt
2006

Ungesagtes gesagt

Wie oft meinen wir, der andere müsste doch spüren, was wir für ihn empfinden, dass wir ihn lieben.

Ich bin in Liebesbekundungen leider keine Frau der vielen Worte. Ich mache den ganzen Tag über diese vielen kleinen Dinge für die Herren im Haus und denke, sie müßten doch wissen, dass ich sie liebe - von ganzem Herzen. Glücklicherweise lesen sie auch oft in meinen Taten. Nur manchmal bedeuten Worte dann doch mehr.

Dem Großen Kerl habe ich vor einigen Monaten zu seinem Geburtstag eine Karte geschrieben, in der einfach stand, wie stolz ich auf ihn bin, was er schon alles gelernt hat, was seine Stärken sind und dass ich ihn von ganzen Herzen liebe. Nachdenklich und besinnlich hat er sich diese Karte durchgelesen und in seinen Augen konnte man einen leichten Schimmer erkennen. Diese Zeilen haben ihm unwahrscheinlich gut getan.

Dem Mann an meiner Seite gestehe ich leider auch nicht so oft meine Liebe, was er wiederum oft vermisst. Ich handle aus liebevollen Motiven und denke er müsste doch spüren, was ich für ihn empfinde. Er weiß es wahrscheinlich auch, aber ein paar liebevolle Worte meinerseits täten auch ihm sehr wohl.

Es ist stets beides wichtig: Die Worte und die Taten.




Danke, liebe Taylor.

3
Okt
2006

Das eigene Ende im Blick

Ich drücke auf den eingelassenen Knopf in der Wand und schaue dem Wasser in der Toilette hinterher, und tauche kurz aus meiner Gedankenwelt auf. Unwillkürlich huscht ein Lächeln über meine Lippen. Erwischt. Ich bin schon wieder beim Putzen in eine andere Welt abgetaucht. Es ist so eine elende Angelegenheit. Langweilig. Stupide. Ätzend. Immer wieder die gleichen Tätigkeiten, die automatisch ablaufen und mein Hirn in keiner Weise beanspruchen. Beim Putzen dringen meine Gedanken immer in andere Sphären vor.

Worüber habe ich gerade nachgedacht? Herbst. Irgendwie wabert gerade so eine herbstliche Atmosphäre durch die Blogs. Schwermut dringt durch. Einige finden den Herbst bedrückend. Ich überhaupt nicht. Ich liebe den Herbst. Wegen seiner Farbenvielfalt, aber noch viel mehr wegen der Frische, die er bringt. Endlich kann sich die Hirnmasse wieder entfalten, nach dem sie durch die Hitze auf ein Minimum zusammengeschrumpft ist.
Irgendwie habe ich ein eigenartiges Verhältnis zum Herbst. Obwohl in der Natur die Blätter abfallen, alles sich einem "Ende" zu bewegt, freue ich mich auf den Herbst. Für mich bedeutet er mental: Neubeginn. Mit dem frischen Wind, der mir draußen kräftig entgegenbläst, wird mein Geist lebendiger, ich werde wieder aktiver und will was "wegschaffen". Selbst zu diesem blöden Badezimmerputzen kann ich mich durchringen, obwohl dies mit Sicherheit der von mir am meisten gehasste Job ist.... Weiter gehts zur Duschkabine.

Melancholie - in den Blogs sprachen heute einige von der Melancholie des Herbstes. Diese Schwere nehme ich im Moment nicht wahr, obwohl auch mich schwere Gedanken dieser Tage treffen. Mein Opa, erkrankt an Lungenkrebs, feiert wahrscheinlich am kommenden Freitag seinen letzten Geburtstag hier auf unserer Erde. Schon im letzten Jahr haben wir "seinen" Tag gefeiert als ob es sein letzter Geburtstag wäre. Ihm wurde noch ein ganzes Jahr geschenkt. Aber dem Stadium seiner Krankheit nach zu urteilen, wird das jetzt mit sehr, sehr großer Wahrscheinlichkeit tatsächlich sein letzter Geburtstag sein.
Das war es dann - sein Leben, welches er hier leben durfte.

Endlichkeit.

Auch meiner Zeit hier auf Erden ist irgendwann ein Ende gesetzt. Vor etwa drei Jahren hat mich dieser Gedanke wie aus heiteren Himmel getroffen. Ich hatte entsetzliche Panik davor, eines Tages diese Welt hier verlassen zu müssen. Furcht hatte ich vor allem davor, dass es der einzige Schritt ist, den ich ganz alleine machen muss. Keiner wird mitgehen, keiner mir die Hand halten. Das Leben hier muss ich allein verlassen. Dieser Gedanke hat mich über Wochen verfolgt. Er hat mich gar nicht mehr losgelassen, und manchesmal habe ich es fast bedauert, dass ich mich vor meinen eigenen Gedanken nicht verstecken kann - Ignoranz ist nicht meine Stärke.

Vage spürte ich damals, dass in der Auseinandersetzung mit dem eigenen Tod, tiefe Erkenntnisse stecken, die mein Leben hier auf der Erden beeinflussen oder gar verändern können. Ich habe mich daraufhin viel mit meinem eigenen Tod auseinandergesetzt.
Dabei bin ich auf einen Vers in der Bibel gestoßen:

"So lehre uns denn zählen unsere Tage, damit wir ein weises Herz erlangen!"
Psalm 90,12

Der Mensch, der sich seiner eigenen Endlichkeit bewußt ist, ist dem Psalmisten nach weise. Ich vermute, weil er seine Zeit hier ganz anders ausnutzt.

Wie oft verschwende ich meine Zeit eigentlich mit nutzlosen Dingen?

Zum Beispiel diese Streifzüge durch die Bloggosphäre. Was verändert sich dadurch, dass ich hier und da lese. Nichts. Auch viele meiner Kommentare werden- kurz überflogen - in den Wirren des Webs verschwinden. Ich glaube nicht, dass das Bloggen wirklich Gewinn bringend ist. Es ist ein netter Zeitvertreib, aber mehr nicht. Und ich sollte mir dessen bewußt sein, dass ich wahrscheinlich Stunden über Stunden hier in diesem Raum verschwende. Wenn ich mich bewußt dafür entscheide, habe ich keine Bedenken, aber ich finde es sehr wichtig, den Einsatz meiner Zeit im Hinblick auf meine eigene Endlichkeit zu überprüfen. Hält mich das Bloggen vielleicht von Tätigkeiten ab, die weit wichtiger sind? .... Der Spiegel blitzt mittlerweile.

Ich hoffe, dass ich am Ende meines Lebens nicht mir selber eingestehen muss, dass ich meine Zeit nicht ausgekauft habe. Es gibt zu viele Projekte, die ich gerne anpacken möchte. Kleine und auch große Ziele, die ich eigentlich gerne verfolgen möchte.

Und wirklich nicht zuletzt ist dort noch meine kleine Familie mit der ich viel, sehr viel Zeit verbringen und jede Menge Momente gemeinsam genießen möchte. So wie eben gerade, als wir dem Kleinen Kerl endlich das Fahrradfahren beigebracht habe. Er hat's geschafft, nach einem Sommer üben. Was für ein Fest. .... Die Zahnbürsten in den Becher. Und fertig.


Weiter geht's.

14
Sep
2006

Nur ein formaler Brief...

Es gibt Briefe deren Inhalt kennt man schon bis ins Detail. Man ahnt auch in etwa, wann sie eintreffen werden, nur wenn man dann den Briefkasten öffnet und sie unter einem Berg Werbung hervorfischt, kann es sein, dass man durch ihre bloße Präsenz doch heftigst überrumpelt wird.

Heute hielt ich ihn in den Händen, den Brief, der für meinen Jüngsten den "Ernst des Lebens" einläutet. Ich öffnete ihn und dann stand dort Schwarz auf Weiß:
"Ein neuer und wichtiger Lebensabschnitt Ihres Kindes kündigt sich jetzt schon an...
Für Ihr Kind haben wir folgenden Termin vorgesehen. ...
Bitte nehmen Sie den vorgegebenen Termin unbedingt wahr...."

Irgendwie bekam ich einen Klos im Hals - jetzt gibt's keinen Weg mehr dran vorbei: Der Jung wird groß.

Und hoffentlich, hoffentlich darf ich ihn noch ein klein wenig kuscheln und seine weiche Wange an meiner Wange spüren.

Und ach, eigentlich kann ich ihn nur ganz schwer loslassen.

7
Sep
2006

Diesig

Manchmal wünsche ich mir ich könnte in die Zukunft blicken und wissen, was in 15 Jahren ist, wo meine Jungs dann stehen, wie sie drauf sind, was sie machen und wo ich selber bin.

Mit dem Blick in die Zukunft wüsste ich, was ich heute falsch mache, wie ich es besser machen könnte
- und würde mich vielleicht weiser verhalten.

Aber heute - heute bin ich ratlos und traurig.

4
Sep
2006

Ein kleiner, feiner Kerl

Heute erzählt mir mein Großer beim Mittagessen aus seinem Schulleben. Mittlerweile kann ich ihm entspannter zu hören. Er ist jetzt im dritten Schuljahr und die ersten beiden Jahre in der "Offenen Schuleingangsphase" haben MICH fertig gemacht.
Dieses selbständige Lernen lag meinem Großen gar nicht, statt dessen hat ihn Mutter zu Hause an beiden Löffeln durch das Schuljahr gezogen, denn so "dumm", dass er sitzen bleibt, war er auch nicht, nur stinkend faul und überhaupt nicht ehrgeizig.
Jeder Schüler durfte in seinem Tempo arbeiten - er bevorzugte das verträumte Schneckentempo:
"Bloß nicht auffallen, aber auch nichts tun."
Nun gut, die Noten haben seinen Ehrgeiz geweckt
- ein Bisschen zu viel geweckt. Ich durfte schon Tränen wegen einer Drei trocknen.

Ein Novum ist der Wochenplan in diesem Schuljahr:
Die Kinder müssen sich selbständig mehrere Arbeitsblätter von Montag bis Freitag erarbeiten, was am Ende nicht geschafft ist, wird zur Wochenendaufgabe.
Die ersten beiden Wochenenden gab es - wie zu erwarten war - viel, sehr viel zu tun. Das änderte sich aber plötzlich.
Mein Großer durfte neben seinem besten Freund sitzen, und was soll ich sagen, dieser Freund ist klasse. Nein, er ist großartig.

Heute steckte mir mein Sohn, dass er den Wochenplan nun mit dem Freund zusammen erarbeitet. Sie suchen sich gemeinsam die Blätter raus, wurschteln sich durch und
- sein Freund hat sogar die Größe zu warten, wenn mein Sohnemann nicht so schnell ist, denn so der O-Ton:

"Gemeinsam Arbeiten macht mehr Spaß!"

Ich bin wirklich begeistert, nicht nur das endlich einmal beschriebene Arbeitsblätter nach Hause kommen, nein, das ist so eine richtig dicke "Männerfreundschaft" zwischen den beiden, die gehen gemeinsam durch Dick und Dünn. (Der Freund hat sogar versucht wegen der Drei zu trösten, so wurde mir berichtet.)

So einen feinen Kerl, den braucht "mann".

28
Aug
2006

Reden, einfach nur miteinander reden

Vier Kollegen sitzen zusammen und sind auf einmal mürrisch.

Die Einheit ist zerstört. Der Erste prescht vorne weg, der Zweite bewegt sich nicht, der Dritte läuft dem Ersten hinterher und der Vierte versucht sinnvoll abzuwegen.
Dazu sind die Gegebenheiten, die äußeren Umstände nicht geklärt, es gibt zu viele Variablen und die unausgesprochenen Erwartungshaltungen liegen quer im Magen.
Am Ende finden sie zu keiner Einigung und alle verlassen total unzufrieden das Meeting.

Ich habe mich selber selten so mies gefühlt wie heute Mittag, als ich dieses Team verlassen habe. Und da ich solche Situationen überhaupt nicht gut aushalten kann, habe ich erst einmal den Telefonhörer in die Hand genommen und mit Einzelnen das Gespräch gesucht.

Einfach nur mit Worten kann mal so viel Gestrüpp beseitigen und den Weg lichten: Informationen einholen und analysieren, unausgesprochene Erwartungen verbalisieren, eine gemeinsame Perspektive entwickeln, die alle mittragen können, Rollen und Aufgaben verteilen und das Werk voran treiben.

Langsam kommt wieder Bewegung in die Angelegenheit. Und was ich persönlich am Besten finde: Mein Unmut ist verschwunden und ich kann wieder motiviert die Aufgaben anpacken.

26
Aug
2006

...beflügelt...

Da liegt er neben mir,
dieser unscheinbare blaue Schnellhefter,
befüllt mit ein paar frisch gedruckten Seiten.

Er ist noch lange nicht fertig,
das Werk längst nicht zu Ende durchdacht,

aber er gibt mir das Gefühl,
etwas auf den Weg gebracht zu haben.

Ein wunderbares Gefühl.
So beflügelnd.

25
Aug
2006

Galgenhumor

Lachen befreit - und wie!

Zum Beispiel, wenn sich vier Kollegen zwei Tage lang, acht Stunden täglich auf einer Klausurtagung den Kopf zermartern und kaum zu einem Ergebnis gelangen, kann am dritten Tag ein blöder situativer Gag zu einem extrem ausgelassenen Gegackere führen.
Unglaublich entspannend so ein Lacher, und danach fluppt die Angelegenheit auf einmal.

Dieser Tage musste ich extrem lachen als meine Kollegin fürchterliche Schmerzen bekam. Sie selber machte dabei auch noch die blödesten Witze. Was daran genau so erheiternd war, versteht wahrscheinlich keiner außer uns beiden. Ich fühlte mich nur nach meinem blöden Gegrinse richtig mies, hatte ein schlechtes Gewissen und Sorge, dass sie mir Gram sei. Ich sprach sie heute darauf an. "Überhaupt nicht", war ihre kurze knappe Antwort. Es wäre ja schließlich ihre Art von Galgenhumor, der mich so zum Lachen gebracht hätte.

Galgenhumor, die Fähigkeit über das eigene Schicksal zu lachen,
sich den "worst case" vor Augen malen, sich nicht von ihm zerbrechen lassen, sondern ihm den Schrecken stehlen und statt dessen einfach lachen.
Der Begriff "Galgenhumor" weckte in mir oft so negative Assoziationen. Vermutlich, weil ich eher ein ängstlicher Typ bin und der Galgen bei mir extrem negative Gedanken schürrt,
aber im Endeffekt beinhaltet der "Galgenhumor" eine enorme Gelassenheit.

Den schwierigen Situationen einmal mit der humoristischen Brille begegnen - warum eigentlich nicht?

24
Aug
2006

Kinderkacke

"Kleine Kinder kleine Sorgen, große Kinder große Sorgen."

Diesen Spruch kenne ich nur zu gut
und ich weiß, dass meine Sorgen im Moment keinen Mann umhauen,
aber dieser ewig gleiche Kinderkram stinkt mir des öfteren.

Glücklicherweise schießen Kinder ja nicht direkt in die Höhe, wäre ja schrecklich, dann hätte ich mit einem Mal riesige Probleme.
Nein, die Sorgen wachsen stetig mit den Kindern und irgendwann stehe ich dann vor einem großen Misthaufen.

Gut, dass ich bis dahin auch dazu gelernt habe, und weiß wie man kleine Stinker bewältigt. Ich habe mir natürlich das richtige Handwerkszeug angeeignet und weiß, wie ich in dem Haufen rumstochern und -pieken muss,

denn bewältigen und wegschaffen, sollten die Großen den Berg dann alleine.

;>

20
Aug
2006

Davor ist keine Ehe gefeiht...

Eben gerade hat mich eine alte Freundin angerufen:

Seit einem halben Jahr lebt sie von ihrem Mann getrennt, weil er eine Freundin hat. Sie hat ihn ziehen lassen, schweren Herzens, selber 25 Kilogramm verloren und ihre eigene Selbständigkeit zurückgefunden. Ab dem nächsten Monat arbeitet sie Vollzeit, ihre Kinder werden von einem lieben Au-Pair-Mädchen versorgt. Sie hat ihren eigenen Weg gefunden.

Was ich denke?

Ich bin gerührt über die Offenheit, mit der sie mir von sich selber erzählt hat; ich bewundere sie für die neu gewonnene Selbständigkeit und das Selbstbewußtsein; ich freue mich darüber, dass sie wieder ihren Weg gefunden hat; ich wünsche ihr, dass das scheinbar Unmögliche, vielleicht doch noch wieder möglich wird;

und ich denke, dass wir nun mal alle einfach Menschen sind und kein Partner auf der Welt mir die Garantie geben kann, dass er sich nicht vielleicht doch noch mal in seinem Leben in eine andere Frau verliebt.

Keine außergewöhnliche, aber eine herausfordernde Erkenntnis.
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